Nachhaltigkeit - Teil 2
Der Begriff „nachhaltig“ ist unglaublich facettenreich. Letztes Jahr habe ich angefangen, ein paar Ansätze zusammenzustellen (hier findet Ihr den ersten Artikel). Jetzt wird es Zeit für ein Update. Was hat sich verändert? Wo stehe ich? Spoiler: Viele nachhaltige Vorteile aus dem letzten Jahr haben sich für mich bestätigt, manche Hebel habe ich verworfen oder angepasst… Das regelmäßige Brainstormen macht eigene Handlungsräume einfach sichtbarer.
2024-2025 nutzte ich diese nachhaltigen Stellschrauben:
🌿 Fokus auf die Unterstützung von Zukunftsgestaltern
Im zweiten Freelance-Jahr durfte ich mehrere Nachhaltigkeitsspezialisten zu meinen Kunden zählen. Ich nehme ihnen als Allrounder ganz nach Bedarf verschiedene Aufgaben ab. Konkrete Projekte bleiben natürlich vertraulich. Das positive Feedback hat mich darin bestätigt, auch mit einem generalistischen Ansatz auf dem richtigen Weg zu sein. So konnte ich unkompliziert Mehrwert bieten und helfen, Personal-Engpässe zu überbrücken. Parallel habe ich mein Wissen über Engagement und Impact erweitert. Ich freue mich darauf, noch viele weitere nachhaltige Experten zu unterstützen. Sollte das für Euch gerade interessant klingen, meldet Euch gern.
🌿 Weiterhin ortsunabhängig Arbeiten
Während viele Firmen die Anwesenheitspflicht wieder hochschrauben, arbeite ich wie gehabt 100% remote aus dem Home Office. Mit Fernblick ins Grüne, zum botanischen Garten (warum eine schöne Umgebung produktiver macht: Utopia-Artikel). Ich bin dankbar, meine Tätigkeit komplett remote ausüben zu können. Mein persönliches Fazit geht aber noch weiter: Ortsunabhängig arbeite ich effektiv und ohne Ablenkungen, überregionale Kooperationen werden durch die digitale Zusammenarbeit synchron oder asynchron möglich. Wieso genau sollte man das zurückdrehen wollen?
🌿 Erneuerbare & Stromtarif-Upgrade
Die Umstellung auf Ökostrom war schnell erledigt. Wer Vergleichsportale immer mal wieder nutzt, kann seine Ausgaben senken. Mitte des Jahres habe ich wieder den Anbieter gewechselt. Wie sich gezeigt hat, variieren auch Ökostrom-Tarife deutlich und es gibt hier weitere nachhaltige Hebel. Mittlerweile beziehe ich Naturstrom, von BUND und Nabu empfohlen.
🌿 Renaturierungsprojekte per Crowdfunding
Was ich dieses Jahr nicht mehr mache, ist Kohlendioxid per EU-Emissionshandel zu kompensieren. Stattdessen habe ich mich für einen anderen Ansatz entschieden: Mehr auf Naturschutz und Renaturierung setzen. Daher unterstütze ich Planet Wild als Member und leite meinen monetären Beitrag dorthin um. Deren innovative Naturschutzinitiative hat bereits Flächen unter Stromleitungen, die normalerweise ungenutzt bleiben, in Lebensräume für Insekten und andere Wildtiere verwandelt (zum Planet Wild-Projekt). Seitdem gab es regelmäßig neue Projekte und mittlerweile über 10.000 Mitwirker. Für Neukunden spende ich übrigens einen Beitrag an Organisationen wie diese – fünf Vorschläge für solche Spenden findet Ihr in den FAQs.
🌿 Facetten sozialer Nachhaltigkeit
Wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit gehören zusammen. Sie bilden ein Team. Aber was genau meint soziale Nachhaltigkeit?
Diversity umfasst die Einbeziehung unterschiedlicher Fähigkeiten, Altersgruppen, Weltanschauungen, Abstammungen, Geschlechter und sozialer Herkunft (mehr dazu bei der Charta der Vielfalt).
Über jede der Kategorien gibt es viel zu lernen. Ich taste mich langsam an die Facetten ran und bin gespannt auf die neue Zusammenhänge, die sich auftun. Aber dass Vielfalt zum Gamechanger für Firmen werden kann, etwa bei Innovationen oder Fachkräftemangel, ist ja ohnehin unbestritten.
🌿 Barrierefreiheit anstreben
Anfang des Jahres habe ich mich mit digitaler Barrierefreiheit beschäftigt. Um meine Inhalte möglichst allen Interessenten auf möglichst einfache Weise zugänglich zu machen, setze ich vor allem auf klaren & minimalistischen Content, aussagekräftige Bildbeschreibungen, übersichtliche Strukturen, gute Lesbarkeit, kurze Sätze, wenig animierte Objekte und hohe Farbkontraste. Und habe in diesem Zusammenhang eine kleine Erklärung zur Barrierefreiheit hochgeladen. Übrigens: Ab 2025 müssen viele Shop- und Businesswebseiten barrierefrei umgesetzt sein (siehe BFS-Gesetz).
🌿 Biodiversität schützen
Dieses Jahr habe ich verstärkt auf bienenfreundliche Pflanzen gesetzt und selbst eine bunte Wildblumenmischung in Balkonkästen ausgesät.
Wildblumen wachsen am besten im sonnigen Garten, eine Aussaat hat aber auch im Halbschatten geklappt und Wildbienen angelockt. Die Idee: Einfach mal machen, könnte ja gut werden.
Die Wildblumen haben zusammen mit Lavendel und Rispenhortensie Bienen und Hummeln angelockt, allerdings sind bestimmte Wildblumen doch pflegeintensiver als gedacht, da einige ziemlich hoch wachsen. Nächstes Jahr würde ich deswegen nur auf ganz bestimmte Sorten setzen, keine wilde Mischung mehr nehmen.
Aber warum spielen Blumen überhaupt eine Rolle? Kurz gesagt, weil es immer weniger Insekten gibt und mehr als 85 Prozent aller Pflanzenarten abhängig von Bestäubung sind. Insekten sichern >35% unserer weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Jeder Garten und auch Balkon macht also einen Unterschied als Miniblütenbuffet. Passend zum Restaurant macht natürlich auch ein Hotel Sinn. Ich war echt überrascht, an welchen öffentlichen und gewerblichen Orten man mittlerweile Insektenhotels findet.
🌿 Minimal Capsule Wardrobe
Weniger ist ja oft mehr. Ich würde mich immer wieder für eine Capsule Wardrobe entscheiden. Was das ist, beschreibt dieser Utopia-Artikel sehr ausführlich. Ganz so genau muss man es aber gar nicht unbedingt nehmen. Es reicht, Basics zu wählen, die sich harmonisch kombinieren lassen und ggf. einige ausgefallene Teile dazu zu nehmen. Shoppen wird dann auch zu etwas Anderem: Die Anprobe in Läden wird interessanter, das tatsächliche Kaufen zur Ausnahme. Denn es macht schon Sinn, passende Schnitte und Farben erstmal zu testen und entsprechende Teile nach einer gewissen Bedenkzeit zu kaufen oder mit etwas Glück vielleicht sogar online auf nützlichen Portalen wie Vinted zu finden.
🌿 Girokonto-Wechsel
Faire Banken und Finanzdienstleister fördern nachhaltige Investitionen in umweltfreundliche Initiativen. Das bedeutet wenig Zeitaufwand für einen Wechsel, der viel Impact bringt. Hier gibt es einen Überblick über die Anbieter. Ich habe lange überlegt und mich dann für ein zeitlich begrenztes, faires Angebot der Triodos Bank entschieden. Vielleicht kommt so eine Aktion ja mal wieder. Was mein Geschäftskonto angeht, fällt mir die Entscheidung für eine nachhaltige Alternative bisher nicht so leicht. Ich werde das Thema weiter verfolgen und darüber berichten…
🌿 Fairer Mobilfunk
Ich bin schon Ende letzten Jahres zu WEtell gewechselt und finde den Anbieter ziemlich gut. Ein Mobilfunkanbieter, der Umweltschutz, Datenschutz und Transparenz ernst nimmt und komplett auf erneuerbare Energien und sinnvolle soziale Projekte setzt. Dabei sind auch die Preise fair. Wer zu einem modernen, umweltfreundlichen Mobilfunkanbieter wechseln will, sollte sich das Angebot von WEtell mal genauer ansehen. Scheint bisher noch ziemlich einzigartig. Hier geht es zu den Tarifen.
🌿 Medien-Diät
So gut, dass es interessante Dokus und Reportagen in den Mediatheken gibt. Zu allen möglichen Themen, für jeden was dabei. Macht eigentlich noch jemand den Fernseher auf gut Glück an? Die Sendungen, die mich interessieren, finde ich werbefrei online und kann sie auf den Fernseher streamen. Positiv und durchgehend interessant ist die Reihe 42 – Die Antwort auf fast alles, zu finden in der arte-Mediathek. Ansonsten gibt es dann statt Bildschirmen ja auch noch Hobbies, Wellness oder Sport. So oder so ist alles besser als zufällige Berieselung mit unendlichen Werbeblöcken.
🌿 Doomscrolling stoppen
15 Minuten täglich fürs Lesen von Büchern blocken – eigentlich easy machbar, oder? Egal wie busy man sonst so ist. Etwa direkt beim ersten Kaffee oder statt Doomscrolling (dazu hier ein lesenswerter Artikel von HateAid) am Handy zu betreiben. Bewusst destruktive Ablenkung ignorieren. Denn: Gute Nachrichten gehen viel seltener raus als schlechte. Und trotzdem passiert überall und ständig Gutes. Wer glaubt, dass nur diese schlechten Dinge passieren, weil neutrale und guten Nachrichten kaum Sendezeit haben, wird automatisch zum Pessimisten und Zyniker. Also bloß nicht blenden lassen, es gibt genug Gründe, sich weiter für genau das einzusetzen, was einem wichtig ist. Und Fokus auf gute Nachrichten gibt’s hier: Perspective Daily.
🌿 Ambivalenz akzeptieren
Einmal im Jahr geht’s raus in die Welt und auf Erkundung. Das inspiriert mich und bringt die schönsten Landschaften der Welt in Reichweite. Angeblich gehören Millenials mit zur weltweit reisefreudigsten Altersgruppe. Wir reisen lieber, statt Sammlungen anzulegen oder uns Statussymbole zu wünschen. Und statt passivem Pauschalurlaub wollen wir aktiv erkunden. NRW & Umgebung sind für Kurztrips super, aber es dürfen auch mal ganz andere Landschaften und Kulturen sein.
Aber es gibt Hebel, die man auch beim Reisen umsetzen kann. Weit entfernte Reiseziele entdecken zu dürfen, ist etwas Besonderes. Viele Orte sind interessant, aber ich bereise nur die, die ich wirklich immer schon sehen wollte. Gute Vorbereitung ist essenziell und längerer Aufenthalt sinnvoll.
Wenn ich also mal fliege, wenn es sich nicht vermeiden lässt, gleiche ich die CO2-Menge, die freigesetzt wird, bei atmosfair aus. Vor Ort wähle ich lokale Hosts oder bevorzuge zertifiziert nachhaltige Unterkünfte. Es ist keine perfekte Lösung, aber Perfektion ist auch kein guter Ratgeber. Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz sind für hier vorerst die Antwort.
🌿 Mehr Hinterfragen
Bestehende Probleme lösen und dabei unterschiedliche Gruppen zufriedenstellen. Das war immer schon die Aufgabe von Politik. Und es war noch nie einfach. Die Spaltung vieler Gesellschaften macht es gerade aber immer schwieriger. Die Mitte hält sich raus und bröckelt weiter vor sich hin. Was können wir tun? Zur Wahl gehen, einander zuhören, Kompromisse finden. Passend dazu: Die Unbubble-Debattenformate des ZDF. Hier kommen beide Seiten zu Wort. Kompromisse ergeben sich im echten Leben zwar nicht immer ganz so schnell wie in den Sendungen, machen aber definitiv so gut wie immer Sinn.
Wenn wir offen bleiben, ohne alles zu glauben, was medial präsentiert wird, kommen wir voran. Zwar werden Fakenews immer häufiger, täuschende Bilder, Videos, können mit immer weniger Aufwand produziert werden, aber: Der Mensch ist nicht so schlecht, wie es scheint. Ein Buchtipp dazu: „Im Grunde Gut“ des niederländischen Historikers Rutger Bregman.
🌿 Zusammen dranbleiben
Aber spielen nachhaltige Bemühungen momentan überhaupt noch eine Rolle? Und ob. Der wahrscheinlich wichtigste Hebel von allen ist das Dranbleiben und zusammen am gleichen Strang ziehen. Aktuelle Entwicklungen hin oder her, die gute Nachricht ist: Es gibt immer eine Trend-Gegentrend-Dynamik. Jeder Umbruch löst eine Gegenbewegung aus, im nächsten Stadium entstehen Verschmelzungen oder Kombinationen beider Trends und daraus dann schließlich eine neue Zukunftssynthese. Das beschreibt die britische Zukunftsforscherin Oona Horx Strathern in ihrem Buch „Kindness Economy“. Nicht alle Hebel sind für jeden geeignet, aber jeder kann seine passenden Hebel finden. Und damit vielleicht ein paar Andere inspirieren. Was sind Eure Hebel? Schreibt es mir gern in einer Nachricht.
Beispiele Nachhaltigkeit: Fazit
Diese nachhaltigen Beispiele sind eine Momentaufnahme. 2024-2025 konnte ich einige neue Hebel finden und Zusammenhänge entdecken. Je tiefer man in das Thema eintaucht, desto spannender wird es. Man lernt definitiv nie aus & jeder Hebel zählt. 2026 wird es bei neuen Erkenntnissen wieder ein Update geben. Und wie immer gilt: Ich freue mich über Eure Ideen & Feedback.
